2025 setzt das Institut seine Arbeit an Themen der Natur in weiteren künstlerischen und
künstlerisch forschenden Projekten fort. Dazu gehört die tanzperformative und filmische
Produktion Trajectoires incertaines – Unsichere Flugbahnen, die auch als Beitrag für das
multimediale Kulturvermittlungsprogramm „Tanz-Souvenirs und Zeit-Geister“ mit dem
Themenschwerpunkt SCHWARM & VOGEL_FREI vorgesehen ist.
Gaston Bachelard: Poetik des Raumes
Tanz trifft Natur. Kann das gut gehen? Will man nicht zurück auf den Monte Verita und
will man es nicht beim unbekümmerten oder bekümmerten Tanzen durch die Restareale
von Natur belassen, betritt man mit dem Thema Natur wohl vor allem ein Gelände vieler
Fragen und Fragwürdigkeiten. Dieses Gelände erstreckt sich vom „natürlich“, das sich von
selbst versteht, über naturwissenschaftliche Gewissheiten und künstlerische
Darstellungen von Natur, bis hin zum nachhaltig Unfassbaren und Rätselhaften in der
Natur, das Bewunderung auslösen kann oder Schrecken einjagen. Das Gelände ist nie nur
Natur und was Natur an ihm ist, liegt nicht immer klar vor Augen und ist auch nicht immer
mit Händen zu greifen.
Einen wesentlichen Anstoß zu einer künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema
Natur gab der französische Autor André Dhôtel (1900-1991) mit seinem literarischen
und essayistischen Lebenswerk, in dem Begegnungen mit einer nicht vom Menschen
geschaffenen, aber von Menschen veränderten, unterworfenen, gestörten Naturwelt
immer wieder eine wichtige Rolle spielt.
Natur. Natur?
2022 hat das Institut zusammen mit dem Institut français Bremen eine Tagung unter dem
Titel André Dhôtel – Zur Aktualität einer Intelligenz der Natur veranstaltet und
mehrere tanzperformative Filme zu Textpassagen aus Romanen von Dhôtel produziert, in
denen es um die Frage nach der Präsenz eines Anderen in der Begegnung mit der Welt des
Lebendigen und ganz unterschiedlichen Naturphänomenen geht. Hier mehr dazu
2024 folgte der Film Glasswork - Im Glas., der als Beitrag zu Tanz-Souvenirs und Zeit-
Geister 2024. Netzwerk Moderner Tanz produziert wurde. Mehr dazu
Trajectoires incertaines - Unsichere Flugbahnen
TANZPROJEKT nach der Choreographie „Der gefangene Vogel“ von Sigurd Leeder,
2025
Rée de Smit (Regula Rohner)
Jenseits von rekonstruktiven Ambitionen bricht das Tanzprojekt diese Choreographie aus
der Ära des Modernen Tanzes der 70-er Jahre auf, um sie unter dem titelgebenden Begriff
der Unsicheren Flugbahnen für Bezüge in die heutige Welt zu öffnen. Dabei verschiebt
sich das Solostück in eine Ensemblearbeit, in der sowohl die Relikte der schriftlichen und
visuellen Aufzeichnung als auch diejenigen im Gedächtnis der Tänzerin transformiert und
neu kontextualisiert werden.
An die Bewegungswelt der Vögel anschließend, nimmt das Tanzprojekt auch Flugbahnen
in den Blick, auf denen Sterne oder menschengeschaffene Flugkörper unterwegs sind.
Wie in vorangehenden Projekten richtet sich auch hier die Aufmerksamkeit vor allem auf
Grenz- und Übergangszonen und Korrespondenzen, die sich zwischen immateriellen und
materiellen Ereignisräumen ergeben.